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Folgenden Text habe ich im Internet zu diesem Bus gefunden:

Quelle: www.spiegel.de

Tuning-Ikone Ron Berry: Mehr Spielzeug wagen

Von Sören Harder

Liebling, ich habe den VW-Bus geschrumpft. Autotuner Ron Berry hat mal wieder ein Meisterwerk abgeliefert. Seine neueste Arbeit sieht aus wie einem Cartoon entsprungen. Hoppla, ist da aus Versehen ein Auto aus einem Zeichentrickfilm auf die Straße gepurzelt? Ein comicartig gestauchtes, entfernt an einen VW Bulli erinnerndes Gefährt mit familienpizzagroßen Chromfelgen, einer extrem geschwungenen Gürtellinie und überdimensional großen Scheinwerferaugen?

Es ist ein unwirkliches wirkendes Auto, das da in einem YouTube-Video zu sehen ist - aber deutlich erkennbar auf Asphalt aus der wirklichen Welt steht.

Dann gibt es einen sicheren Hinweis darauf, dass es sich hier um ein echtes Auto handelt: Ein zierlicher Mann mit weißem Spitzbart geht auf den weiß-orange Bulli zu. Will er sich reinsetzen? Wenn ja, wie will er reinkommen - der Wagen hat doch gar keine Türen?

Die Überraschung: Der Mann öffnet die ganze Front, die aufschwingt wie einst bei der BMW Isetta. Er klettert hinters Lenkrad und wirft den Motor an. Es rasselt und klingelt, sirrt und faucht - dann fährt der VW vom Hof.

"Surf Seeker" heißt der skurrile Bus - dessen Bilder in Szeneforen wochenlang herumgereicht wurden. Tuningfans aus aller Welt fragten sich: Wer macht so was? Die Antwort: Ronald "Ron" Berry, 68, aus St. George in Utah, USA.

Irre Kreationen vom Knattergreis

Berry ist das, was die Amerikaner einen "Gearhead" nennen: ein absoluter Autoverrückter. Bereits als Neunjähriger dokterte er an Fahrzeugen herum, im Alter von 24 Jahren machte er dann seine Leidenschaft zum Beruf und heuerte in einer Werkstatt an. Mit Anfang 40 erfüllte Berry sich seinen Traum - einen eigenen Betrieb in St. George - gut 120 Meilen von Las Vegas entfernt, in der er fortan Autos veredelte.

Mehr als 60 Jahre Erfahrung hat er inzwischen, doch seine Leidenschaft ist ungebrochen. "Ich arbeite hier immer noch zwölf bis vierzehn Stunden täglich - auch an den Wochenenden", sagt der 68-Jährige. Berry ist eine echte Ein-Mann-Show: Alles, was es an Wissen und handwerklichem Geschickt dafür braucht, habe er sich selbst beigebracht. Alles, was er baut, denkt er sich selbst aus. "Ich bin Erfinder, Autodesigner, Ingenieur, Autobauer in Personalunion."

Der Surf Seeker ist nicht seine erste komplette Eigenkreation. "Shorebreak" heißt Berrys Erstling im Hot-Wheels-Stil: ein blauer Kombi mit Holzverkleidung und funkelndem Chromgrill. Nur eben irgendwie anders; mit verrückten Ideen wie elektrisch hochklappenden Kotflügeln oder Strandstühlen als Sitzen.

Anfangs war Berry mit seinen Autos geächtet

Hunderte von Entwürfen hatte Berry angefertigt, bevor er mit den Arbeiten am Kombi begann. Alle im Cartoon-Look. "Das ist einfach mein Ding", sagt er. "Nur eben ohne Augen, Mund und Wimpernschlag." Es sei ein Geduldspiel gewesen, bis sich aus seinen Zeichnungen irgendwann das richtige Fahrzeug herauskristallisierte.

Anfang 2007 - nach wenigen Monaten Bauzeit - steht der Shorebreak auf eigenen Rädern. Tuningfans nennen den Wagen heute liebevoll "Woodie". "Aber ausstellen wollte ihn zunächst niemand", erinnert sich Berry. Vielen sei er damals zu radikal gewesen. Zum Durchbruch verhalf dem Woodie erst ein Auto-Treffen in San Diego im September 2007. Dort stahl der ungewöhnliche Kombi den anderen Wagen die Show.

Sieben Jahre später fährt Berry nun den zweiten Wagen seiner Cartoon-Serie vor: den "VW Microbus" alias Surf Seeker. Obwohl grundverschieden in der Konstruktion, ist Berrys Handschrift unverkennbar: Comicoptik, spielerische Elemente und ein Surfbrett auf dem Dach - eine Hommage an Berrys Jugend als Surfer im Süden Kaliforniens.

Beim VW Microbus ist vom Original kaum noch etwas übrig - lediglich die Aufhängung stammt von einem VW Typ 2 aus dem Jahr 1965. Zuerst baute Berry das recht kurze Fahrgestell mit 1,83 Meter Radstand. Zum Vergleich: Ein aktueller VW Golf hat gute 2,64 Meter zwischen beiden Achsen. Es folgten die Karosseriestruktur, die Metallkarosserie und der Innenausbau aus Holz.

Das Polstern im Innenraum hat er einen Spezialisten machen lassen - ebenso das Lackieren und das Verchromen der Außenteile. Ansonsten ist alles "made by Ron Berry". Ganz zum Schluss kam das Beste, der Motor. Dank Kompressorbeatmung leistet der Volkswagen-Boxer jetzt mehr als 200 PS, außerdem ist er verchromt bis auf die letzte Schraube.

Der Bus ist zudem ein Beleg für Berrys Kreativität: Die Scheinwerfer sitzen beispielsweise in Salatschüsseln aus dem Supermarkt. "Spezielle Fassungen kosten im Fachhandel um die hundert Dollar - ich habe für meine Salatfassung nur sechs Dollar bezahlt."

Wehe, dem VW Microbus passiert was!

Im Oktober 2014 fuhr der fertige Surf Seeker erstmals von Berrys Hof. Auf den Tuningmessen in den USA ist der Bus bereits ein gefragter Gast. Ende 2015 tritt der Wagen eine weite Reise an: Ron Berry kommt damit zu einer der weltweit größten Fachmessen überhaupt: der Essen Motor Show.

Das bereitet Berry aber vor allem Kopfzerbrechen. Seine größte Sorge ist, dass sein VW-Bus Schaden nimmt. "Ich habe schon schlimme Geschichten über beim Transport zerstörte Fahrzeuge gehört." Die tagelange Reise über die Meere, bei Turbulenzen und salzhaltiger Luft - das alles setze dem Auto im Frachtcontainer zu.

Der 68-Jährige wird dafür eine Lösung finden. Auf Deutschland freut er sich, in Europa war Ron Berry nämlich noch nie. Dass seine Cartoon-Autos auch hier immer größere Popularität erlangen, ehrt ihn. "Ich hätte nie gedacht, dass meine Autos auch jenseits der USA jemanden interessieren", sagt Berry.

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